Der Ort Westerholt, an der uralten Heer- und Handelsstraße Oldenburg-Friedeburg-Aurich-Norden gelegen, ist ein uraltes Siedlungsgebiet.
In der Karte „cirea annum 1277“ wird der Ort Westerholt mit einem Kirchensymbol und einem Klostersymbol versehen. Die früheste urkundliche Erwähnung Westerholts ist aus dem Jahre 1420 bekannt, als die Kirche des Dorfes der Sendkirche in Ochtersum zugehörig bezeichnet wird.
Die Kirche Westerholt wurde vermutlich in den Jahren 1250 – 1270 errichtet. Sie hat einen Sockel aus Granitquadern, auf dem 1,25 m starke und 7 m hohe Mauern stehen. Ursprünglich besaß die Einraumkirche im Osten eine Apsis, die um 1800 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Bemerkenswert an der Westerholter Kirche sind Reste mittelalterlicher Malereien an der Südwand der Kirche sowie die Kanzel mit dem typischen Faltwerk in den Füllungen. Die Kanzel ist eine der ältesten Holzkanzeln in Ostfriesland.
Die Kirche hat geschichtlich eine besondere Bedeutung, weil sie zeitweilig befestigt und mit Wall und Graben umgeben war und als Wehrkirche die Westgrenze des Machtbereiches der harlingerländischen Landeshäuptlinge schützte. Zugleich bot sie einen günstigen Stützpunkt für räuberische Ausfälle in das Norderland. Während der ostfriesisch-harlingerländischen Auseinandersetzungen belagerten im Jahre 1496 ostfriesische Truppen die in der Kirche verschanzten Harlingerländer. Da die Verteidiger aber nicht so ohne weiteres aufgaben, ließ Graf Edzard die Kirche stürmen. Als dabei von der Kirche aus ein Geschütz auf den Grafen gerichtet wurde, bemerkte dies sein Diener Hans und riss seinen Herrn geistesgegenwärtig zur Seite. Ihm selbst wurde dabei ein Bein zerschmettert, und mit einem Stelzfuß musste er fortan durchs Leben trippen. Im Volksmund lebt „Hans up de Trippen“ als Erinnerung an diese Begebenheit fort. Die Kirche wurde schließlich gestürmt und ihre 180 Mann starke Besatzung nach Aurich abgeführt. Aus harlingerländischer Sicht wird die Eroberung der Westerholter Kirche übrigens anders dargestellt: Den Ostfriesen gelang es nicht, die Kirche zu stürmen. Daher versprachen sie den Verteidigern gegen Übergabe der Kirche freien Abzug mit allem Hab und Gut. Im Vertrauen darauf verließen sie ihre sichere Stellung, draußen aber nahm man sie gefangen und misshandelte sie, einige wurden sogar zu Tode gepeinigt. Um wieder frei zu kommen, mussten sie erhebliche Gelder und Ländereien hergeben. Wall und Graben wurden anschließend bis auf geringe Reste beseitigt und die Kirche diente fortan nur noch als Gotteshaus. Wegen der starken Beschädigungen der Kirche durch Fehden, Kriege, Verwüstungen und Sturmfluten wurde die Kirche im Volksmund auch als „Elendskirche“ bezeichnet.
Der südlich von Westerholt gelegene Ortsteil Terheide ist von besonderer geschichtlicher Bedeutung, weil sich hier vormals ein Wirtschaftsvorwerk des Nonnenklosters Mariental (oder Marienthal) in Norden befand. Die früheste urkundliche Erwähnung des Klosters stammt aus dem Jahre 1521. In dieser Zeit führte das Kloster Mariental einen Prozess gegen das Stift Coldinne um die Terheider Ländereien. Aus dieser Urkunde geht hervor, dass das Kloster Mariental ein Anrecht auf Terheide hatte. Nach der Säkularisation der ostfriesischen Klöster gelangten die Terheider Klosterländereien in die Hand des Landesherren. 1644 wurden Teile der Klosterländereien in Erbpacht gegeben. Die ersten Erbpächter hießen und Geerd und Wessel Engelbert. Über die Terheider Schäferei, sie hatte einen Bestand von 500 ständigen Schafen, liegt ein Erbpachtbrief vom 18. September 1728 vor. Der Ortsteil Willmsfeld entstand als Westerholter Kolonie auf den südlich des Dorfes gelegenen weiten Moor- und Heideflächen. 1892/93 veräußerte der Landwirt Johann Willms aus Terheide 150 Diemat Heideflächen an verschiedene Kolonisten. Diese nannten die neue Kolonie „Willms sien Feld“ und später „Willmsfeld“. Durch harte Knochenarbeit der ersten Kolonisten wurden die kargen Moor-, Sand- und Heideflächen kultiviert und in landwirtschaftliche Nutzflächen verwandelt. Im Laufe der Jahrzehnte hat dieser Ortsteil trotz aller Widrigkeiten und Schwierigkeiten Dank dem Fleiß der ersten Siedler und nachfolgender Generationen eine beachtliche Entwicklung genommen.
Im Laufe der Jahre hat sich der Ort Westerholt zu einem Zentrum der Samtgemeinde Holtriem entwickelt. Neue Baugebiete in Westerholt und Willmsfeld, die Gewerbegebiete in Terheide, das Sport- und Schulzentrum im nordwestlichen Bereich sowie zahlreiche Einrichtungen und Geschäfte für den täglichen Bedarf und sechs Arzt- und Zahnarztpraxen mit der Apotheke Holtriem haben Westerholt stetig wachsen lassen. Schulisch verfügt Westerholt über einen Kindergarten, eine Grundschule mit einer Außenstelle in Willmsfeld. Die Grundschule enthält einen Schulkindergarten und eine Sondergrundschule. Ferner ist Westerholt Standort einer Real- und Hauptschule. Westerholt hat sich zu einem attraktiven Wohnort entwickelt, da Schulen. Geschäfte, Ärzte und Apotheke auf kurzen Wegen zu erreichen sind. Daneben werden die Westerholte Geschäfte auch aus dem Umland wegen der guten verkehrlichen Anbindung und den großzügigen Parkmöglichkeiten im Ortskern zum Nulltarif gerne aufgesucht. Diese positive Entwicklung der Gemeinde Westerholt war nur Dank einer vorausschauenden Orts- und Bauleitplanung sowie einer guten Bodenvorratspolitik möglich. Ziel der Gemeinde ist es, diese gute Entwicklung im Interesse der hier lebenden und arbeitenden Menschen fortzusetzen.
Quelle: Harm Poppen